Alteburger Markt

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Der Name Heftrich ist mit dem Begriff Alteburger Markt untrennbar verbunden. Wenn Heftrich erwähnt wird, spricht man auch von dem in der engeren und weiteren Heimat bekannten und berühmten Alteburger Markt, der alljährlich dreimal auf der Alteburg südlich von Heftrich stattfindet.

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Älter noch als die Nachrichten von der Gemeinde Heftrich sind die gesicherten Überlieferungen vom Handel auf der Alteburg. Sie reichen in Form von Funden aus dem alten Römerkastell bis ins 2. Jahrhundert nach Christi zurück.
Zumindest in den Spätzeiten des Limes, nachdem um das Jahr 213 eine Grenzverstärkung erfolgte, dürften hier regelmäßige Handelstage gehalten worden sein. Als unter dem Ansturm der Alemannen 260 das Limesgebiet für das römische Reich verloren ging, endete vermutlich auch die erste Handelsphase auf der Alteburg.

Es ist in der bisherigen Forschung und der entsprechenden Literatur kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Bedeutung der Alteburg zur Römerzeit und dem nachweislich seit dem frühen Mittelalter auf dem Gelände neben dem Kastell bis heute abgehaltenen Markt belegt. Dennoch kann angenommen werden, daß ein Zusammenhang besteht, da es wohl kaum ein Zufall ist, daß sich gerade an dieser Stelle Handelstage entwickeln konnten.

Sicher spielt im Laufe der Entwicklung auch die seinerzeit sehr günstige Verkehrslage des Platzes eine wesentliche Rolle. Zwei uralte Straßen, deren Reste an einigen Stellen noch’heute erkennbar sind, trafen hier zusammen: Die Hohe Straße, die vom Main im Bereich Frankfurt zur unteren Lahn führte, und die Alte Mainzer Straße vom Rhein zur oberen Wetterau (die in mancher Veröffentlichung genannte Bezeichnung “Fürstenweg” ist allerdings wesentlich jüngeren Datums). So ging der ganze Verkehr vom Westerwald zum Main und von der Wetterau nach Wiesbaden hier vorbei. Diese Wege, die man freilich nicht als Straßen nach dem heutigen Verständnis ansehen darf, verbanden jedoch nicht nur frühe Siedlungen des näheren oder weiteren Heimatgebietes, sie waren darüber hinaus Teilstecken uralter Fernverbindungen.

Wie urkundlich nachgewiesen ist, wurde auf der Alteburg bereits 1178 eine Kapelle errichtet, die dem Heiligen Kilian geweiht war. Anlaß dazu war die bereits bestehende Einsiedelei. Auch von Wallfahrten zur Kilianskapelle wird berichtet. Da viele Menschen zusammenkamen, bot sich der Handel geradezu an.

Es ist bezeichnend, daß sowohl der Hauptmarkt, der vermutlich auch der Älteste ist, als auch der Spätsommermarkt nach Heiligen benannt sind: Nach dem Hl. Jakobus dem Älteren der Jakobimarkt und nach dem Hl. Bartholomäus der Augustmarkt. Schließlich ist auch der Markt vor der Haupternte als Pfingstmarkt mit einem christlichen Fest verknüpft.

So nahm der Idsteiner Heimatforscher Max Kirmsse zu Recht an, daß der Alteburger Markt schon bestand, ehe Idstein 1287 Stadt-und damit Marktrecht erhielt. Er stellte zugleich fest, der Jakobimarkt werde mit Recht als einer der ältesten Märkte Deutschlands bezeichnet. Urkundlich steht allerdings nicht fest, wann erstmals die drei heute noch abgehaltenen Märkte stattfanden. Der Jakobimarkt wurde schon im Kalender “Deutscher Michel” ab 1715 verzeichnet, und in seinem Nachfolger “Neuer allgemeiner Reichs- und alter Julianischer Christencalender oder Fliegender Mercurius” wird 1797 gemeldet: “Altenburg bey Heftr., im N.S.U. (Nassau-Saarbrücken-Usingen; das Fürstenhaus Nassau-Idstein starb 1721 aus) vieh- u. krammarkt, l. donn. n. pfingst., der 2te ist den Iten donn. n. jac. , 3. den 2ten donnerst, n. barthol.” Inhaltlich gleiche Angaben finden sich auch im nachfolgenden “Herzoglich Nassauischen allgemeinen Landeskalender” seit Mitte des vorigen Jahrhunderts bis zum “Nassauischen Allgemeinen Landeskalender” der 20er Jahre dieses Jahrhunderts immer wieder.

Seit Ende des vorigen Jahrhunderts die “Idsteiner Zeitung” erschien, liegen genaue Angaben über den Markt vor, die sowohl seine tatsächliche Bedeutung als auch die weitgehende Veränderung des Marktgeschehens dokumentieren.

Aufschlußreich hieß es 1899, daß mit etwa 500 Stück Rindvieh nicht der Umfang früherer Jahre erreicht wurde, in denen bis zu 800 Stück Großvieh aufgetrieben wurden. Als “weithin berühmter Kram- und Viehmarkt auf der Alteburg” wurde im Jahre 1900 bereits der erste Markt (Pfingstmarkt) angekündigt. Daß diese anerkennende Bezeichnung sich nicht nur auf die lange Tradition, sondern auch auf die damalige aktuelle Situation bezog, zeigen die Zahlen des Angebots. Während es im Bericht der Idsteiner Zeitung vom Pfingstmarkt nur hieß, er sei “ziemlich stark befahren” gewesen, werden beim Jakobimarkt “ca. 500 Stück Rindvieh” und beim Bartholomäusmarkt noch einmal 400 Stück gemeldet. Die Zahlen gewinnen ihre volle Bedeutung erst im Vergleich: Zwischen den beiden letztgenannten Märkten lag am 9. August der Idsteiner Viehmarkt, zu dem laut Idsteiner Zeitung “58 Stück Rindvieh und einige Kälber sowie 39 Schweine aufgetrieben” waren.

Eine Änderung, die bis heute bestehen blieb und wesentlich zur Beliebtheit des Marktes beitrug, gab es 1902. Während im Jahr zuvor noch gemeldet wurde, daß in den Heftricher Sälen noch bis zum frühen Morgen das Tanzbein geschwungen wurde, hieß es nun: “Am Abend wurde nach den Klängen einer Musiktruppe auch noch auf dem Rasen ein Tänzchen inszeniert. So herrschte bis spät abends ein fröhliches Treiben, das durch keinen Mißton beeinträchtigt wurde”. Im Jahr darauf kündigte Gastwirt Wicht erstmals im Inserat in der Idsteiner Zeitung an, daß “auf dem Marktplatz bei gutem Orchester Tanz-Musik stattfindet”.

Im Lokalteil der Idsteiner Zeitung hieß es dazu: “Seither war der Markt immer frühzeitig beendet, da das Tanzvergnügen in Heftrich stattfand”. So wurde damals die Geselligkeit unter den 1783 vom Heftricher Dorfschultheiß Johann Conrad Klapper gepflanzten 24 Linden bis in die Nacht hinein ausgedehnt und bald ebenso wichtig wie der Handel.

Im Jahre 1903 mußte der Markt kurzfristig abgesagt werden, da wegen Maul- und Klauenseuche im Unterlahngebiet bis auf weiteres Viehsperre angeordnet wurde. In den folgenden Jahren ging es jedoch mit gewohnt großem Auftrieb weiter. Mehr als einmal berichtete die Idsteiner Zeitung in diesen Jahren von Sonderzügen ab Idstein, in denen “die fremden Handelsleute vom Westerwald, Vogelsgebirge, Rheinhessen, Hunsrück, von der Lahn, vom Main und vom Rhein das hier (gemeint ist der Alteburger Markt) gekaufte Vieh verluden”.

Eine Änderung- begann mit dem l. Weltkrieg; genau am Tag der Ankündigung des Jakobimarktes lag der Idsteiner Zeitung ein Extrablatt” auf rotem Papier mit der Nachricht von der Mobilmachung bei. Der Krieg überschattete bereits das Marktgeschehen , obwohl er erst vier Tage später ausbrach Noch bis 1917 wurden die Märkte abgehalten.

Auch in den ersten Nachkriegsjahren sucht man vergebens nach Marktberichten: Zum einen hatten die Besatzungsmächte (die auch das Feldbergfest (Turnfest) verboten) ihre Einwände zum anderen waren die Lebensmittel noch zwangsbewirtschaftet Erst 1922 wird in der Idsteiner Zeitung wieder vom Alteburger Markt berichtet. Zwar waren zum Jakobimarkt immerhin 220 Stuck Großvieh aufgetrieben, doch die stolzen Zahlen früherer Jahrzehnte oder Jahrhunderte wurden nie wieder erreicht.

Im Jahre darauf (1923) machte sich beim Markt – wie überall – die Inflation bemerkbar. Laut Idsteiner Zeitung vom 28. Juli 1923 kostete eine frischmelkende Kuh bis zu 70 Millionen Mark! Da die Grenzsperre zwischen hiesigern besetztem und dem unbesetzten Gebiet (die Grenze des “Brückenkopfes Mainz” verlief etwa fünf Kilometer nördlich von Heftrich) den Markt beeinträchtigte, kamen nur 62 Stück Rindvieh zum Angebot Auf dem Krammarkt, der ebenfalls lange Tradition hat, waren ganze zwei Stände vertreten, auch das übliche Tänzchen fiel aus. Vom Bartholomäusmarkt 1923 ist nichts bekannt, doch kostete an dem Tag, an dem er normalerweise stattgefunden hatte (Donnerstag, 30. August), in Wiesbaden “ein Pfund Lebendgewicht” Ochsen 950.000 bis l Million Mark.

Allmählich erholte sich mit der gesamten Wirtschaft auch der Alteburger Markt, so daß noch in den 20er Jahren von einem ‘ganz bedeutenden Auftrieb auf dem Rindvieh- und Schweinemarkt die Rede war. “Auch der Krammarkt, Wirtschaften Bäcker und Metzger profitierten natürlich von dem guten Verkehr”. In ihr Bestreben nach “Gleichschaltung” bezogen die Nationalsozialisten auch den Alteburger Markt ein, der 1933 als “nationalsozialistische Bauernkundgebung” organisiert wurde. Aber so recht zogen die Marktbesucher anscheinend nicht mit, denn es blieb bei dem einen Mal. Die Nachrichten über den Markt wurden in den folgenden Jahren wesentlich kürzer; auch ging das Angebot an Großvieh in den 30er Jahren merklich zurück.

1937 waren zu Jakobi 160 Stück Großvieh, 10 Kälber und 302 Ferkel und Läufer aufgetrieben. Der Betrieb auf der Alteburg war recht lebhaft. Zwei Jahre später fand für ein Jahrzehnt der letzte Markt unter den alten Linden statt; am l. September 1939 begann der 2. Weltkrieg.

Nach zehnjähriger Pause wurde am 26. Juni 1949 erstmals wieder zum traditionsreichen Alteburger Markt eingeladen; mit dem Fahrrad, dem Pferdewagen oder Kuhfuhrwerk kamen die Interessenten oder sie fuhren mit dem Zug bis Idstein und liefen von dort zur Alteburg. Für jeden, der in den ersten Nachkriegsjahren wieder dabei war, wird es eine unvergeßliche Erinnerung bleiben, wie sich alte Bekannte und Freunde aus Nah und Fern nach der bitteren Zeit wieder trafen, wie neue Bekanntschaften geschlossen wurden und wie man nach Jahren der Entbehrung wieder auflebte.

Zum Jakobimarkt am 28. Juli 1949 waren 22 Pferde, 60 Rinder und 120 Ferkel aufgeboten; nach dem Bericht der Idsteiner Zeitung feierte ganz Heftrich den Markt mit Tanz und fröhlichem Beisammensein.

Noch bis in die Mitte der 50er Jahre war es vor allem ein Viehmarkt , doch bahnte sich schon 1950 ein Wandel ein: Erstmals überstieg mit 86 die Zahl der Verkaufsstände die des Großviehs mit 63 Stück. Landmaschinen schoben sich in den kommenden Jahren mehr und mehr in den Vordergrund. Noch gab es 1956 beim Hauptmarkt 60 Rinder und 200 Schweine, doch wurden es stets weniger. Für einige Jahre schien es, als werde der uralte Markt mit dem Wandel nicht fertig, doch die besondere Atmosphäre unter den alten Linden zog immer wieder mehr Händler und Besucher an, so daß bald Zahlen erreicht wurden, die man früher kaum für möglich hielt; schließlich wurden in den letzten Jahren mehr als 300 Stände von Marktbeschickern nahezu aller Branchen und bis zu 25.000 Besucher gezählt!

Sicherlich trug- zum Aufschwung des Marktes nicht unwesentlich bei, daß die Gemeinde in den 60er Jahren kräftig im Versorgungsbereich investierte (Strom- und Wasserversorgung). Die Stadt Idstein, der Heftrich seit 1972 angehört, konnte sich leider bisher nicht entschließen, mit den notwendigen weiteren Investitionen im Sanitärbereich nachzuziehen.

Wenn sich auch mancher alte Besucher nur schwerlich mit dem Wandel des Viehmarktes zum urwüchsigen Volksfest abfinden kann, so steht doch fest, daß unter den alten Linden im fröhlichen Zusammensein bei “Weck, Worscht, Ebbelwoi und Bier”, beim Plaudern, bei Musik und Tanz noch etwas von der Atmosphäre des altbekannten Alteburger Marktes bewahrt blieb. Vieh freilich sucht man bis auf ein paar Ferkel und ein bißchen Federvieh vergeblich.

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Heftrich ist ein Stadtteil von Idstein (15742 Einwohner). Nach Wörsdorf ist Heftrich mit 1445 Einwohnern (Stand: Juni 2017) der zweitgrößte der elf Idsteiner Stadtteile.